Moderne Dreifelder- Wirtschaft oder wofür brauchen wir die Viehhaltung

Immer wieder höre ich,

die Viehhaltung trage zu einem erheblichen Teil zu unseren Problemen mit dem Klimawandel bei.

Nun ja – das stimmt einerseits und andererseits überhaupt nicht. 

Eine Massentierhaltung ohne Flächenbezug, basierend auf Futtermittelzukauf, zum Großteil aus dem Ausland, ermöglicht uns die Produktion von billigen Fleischbergen und Milchseen zum Preis von unvertretbar hohen Methan- und Nitrat-Emissionen.

Das können wir uns nicht mehr leisten.
Die Nährstoffersatz-Theorie

Die flächenbezogene Viehhaltung d.h. ca. eine Kuh pro ha (1GVE ca. 500kg/ha) ermöglicht einem Biobauern einen innerbetrieblichen Nährstofftransfer von Futterflächen auf Marktfruchtflächen.

Böden aller Art (Acker- und Grünlandflächen) stellen durch die fortwährende Verwitterung von Mineralien in der Ackerkrume, je nach Bodengüte, Nährstoffe für das Pflanzen-wachstum bereit.

Mit dem Verkauf von Getreide, Obst und Gemüse, exportiert der Landwirt einen Teil dieser Nährstoffe vom Hof und seinen Böden. Diese Tatsache brachte den Wissenschaftler Professor Doktor Justus Liebig in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu der Aufstellung seiner Nährstoffersatz-Theorie.

Diese besagt etwa Folgendes und ist erstmal unbestritten:
Die durch den Verkauf von Feldfrüchten erzeugten Nährstoffverluste müssen wieder ersetzt werden. 

Über die Art und Weise wie dieser Ersatz stattfinden soll, findet seit nunmehr 100 Jahren ein erbitterter Streit in Wissenschaft und Praxis statt.
Eine Möglichkeit besteht darin, dass man diese Nährstoffe durch industriell hergestellte Düngemittel ersetzt.

Wie macht es der Biobauer?

Die andere Art, und so wird es auf Biohöfen gemacht, läuft wie folgt ab:
Der Bauer sammelt Nährstoffe über das Ernten von Futterpflanzen auf seinen Flächen ein und bringt sie in den Viehstall. Dort werden diese Pflanzen von den Tieren gefressen und wandern durch ihren Magen in den Mist.

Diesen Mist bringt man dann auf den Äckern für den Marktfruchtanbau aus. Auf diese Weise kann man also Nährstoffe auf einem kleinen Teil seiner Äcker ersetzen und für den folgenden Anbau von Getreide und Gemüse bereitstellen. Während auf dem größeren Rest der Äcker wieder über die Verwitterung neue Nährstoffe mobilisiert werden und wieder dem Futterpflanzen zur Verfügung stehen.

Das notwendige Verhältnis von Futterflächen zu Marktfruchtflächen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Vor allem spielen hier die Bodengüte und die Regionale, klimatische Lage des Hofes eine Rolle.

 
Stellen wir uns also zum Beispiel einen Hof vor aufgeteilt in Drittel: ein Drittel Grünland, ein Drittel Ackerfutter ein Drittel Marktfrucht (Getreide, Obst und Gemüse).

Jetzt kann der Landwirt von zwei Dritteln seiner Flächen aus dem Futter durch die Tiere und dann über den Mist Nährstoffe auf einem Drittel seiner Äcker konzentrieren und hiermit Marktfrucht-Ertrag erzeugen.

Und was ist mit der Gründüngung?

Der Einwand, man könne biologisch auch mit Gründüngung arbeiten, ist aus folgenden Gründen nicht stichhaltig: 

Gründüngung, also der Leguminosenanbau und das wieder Einarbeiten der abgehäckselten Pflanzenmengen, kann nur auf den bepflanzten Flächen wirken. Es findet nicht der notwendige Nährstofftransfer auf die Marktfruchtflächen statt. 

Gründüngung führt auch nur zur Anreicherung des Bodens mit Stickstoff, nicht mit Phosphor und Kali, zwei weiteren Hauptnährstoffen für Pflanzen. Allerdings schafft Gründüngung eine Humus- und Bodenstrukturverbesserung.

Während der Gündüngungsphasen hat der Bauer  von diesen Flächen keinen verkäuflichen Ertrag wie zB. Milch und Fleisch. Diesen Einnahmeausfall muss er dann bei einer Mischkalkulation, durch einen höheren Gemüsepreis ausgleichen, was die Erzeugnisse zusätzlich verteuert.

Klassische Fruchtfolge

Um der Auszehrung und Erschöpfung Ihrer Äcker entgegen zu wirken entwickelten die Bauern, seit dem Mittelalter, sogenannte Fruchtfolgen. Eine sehr ursprüngliche war die bekannte Drei Felder Wirtschaft. Hierbei wurden jährlich, regelmäßig aufeinander folgend, Wintergetreide, Sommergetreide, und dann ein Jahr garnichts (genannt Brache) auf den Äckern angebaut. 
Die geringen Erträge dieses Systems konnten die wachsende Weltbevölkerung bald nicht mehr ernähren.

Deshalb wurden ausgeklügeltere Fruchtfolgen entwickelt. 
Das wichtigste hierbei war, daß mit dem Anbau von bestimmten Futterpflanzen, den Leguminosen (Hülsenfrüchten) anstelle der Brachen, sowohl eine erhebliche Bodenverbesserung und Düngung als auch größere Futtermengen erzielt werden konnten.

Die Flächen, auf welchen Futterpflanzen (Leguminosen, Kleegras usw.), Getreide und Hackfrüchte (Rüben, Kartoffeln und Gemüse) angebaut werden, wechseln nach einer ausgeklügelten, ökologisch sinnvollen Weise ab. Und Rotieren in einer mehrjährigen sogenannten Fruchtfolge.

Diese Fruchtfolge ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Pflanzengesundheit. D. h. vereinfacht gesagt, bei einer guten Fruchtfolge wächst nicht jedes Jahr das Gleiche auf demselben Acker (Monokultur). Daraus folgt, dass sich die Schädlinge nicht so gut an eine Kulturpflanze gewöhnen können, weil immer wieder etwas anderes auf dem Acker steht.

Durch die Viehhaltung ist der Bauer quasi gezwungen, seine Fruchtfolge vielseitig zu gestalten. Denn er muss ja Futterpflanzen, die seinen Betrieb gesund halten, in die Abfolge einplanen und kann nicht dauernd zehrende Marktfrüchte hintereinander anbauen.
Außerdem hat er durch die erzwungene Viehhaltung einen nicht zu verachtenden finanziellen Ertrag aus dem Fleisch- und Milchverkauf.